Mitterteich – ein richtig guter Ort für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung

Stiftlandwerkstätten St. Elisabeth und Wohngemeinschaften St. Benedikt feierten gemeinsam Jubiläum

In den Mitterteicher Einrichtungen der KJF und der KJF Werkstätten gemeinnützige GmbH verbinden sich beispielgebend Engagement, Herzblut und Fachlichkeit - ganz im Dienste der Menschen mit Behinderung. In Mitterteich inklusiv arbeiten und wohnen, das kann man unter dem Dach der KJF. Mit einer Jubiläumsfeier honorierten die Verantwortlichen die jahrzehntelange Arbeit mit und für Menschen mit Behinderung. Das Fest begann mit einem Gottesdienst im Festzelt auf dem Gelände der Werkstätte, den der 1. Vorsitzender der Katholischen Jugendfürsorge, Domkapitular Dr. Roland Batz, mit den Konzelebranten Prälat Dr. Josef Schweiger, Kaplan Dr. Matthias Nowotny von der Pfarrei Mitterteich und dem Konnersreuther Pfarrseelsorger Pater Benedikt Leitmayr feierte. „Es ist gut, dass wir dieses Doppeljubiläum mit der Eucharistie beginnen“, sagte Domkapitular Dr. Roland Batz, „denn Eucharistie heißt ‚Danke sagen‘ für die Begleitung durch das Leben mit seinen Höhen und Tiefen. Danken gehört zum täglichen Miteinander.“

Ein Fest in guten Händen
Seit Wochen schon liefen die Vorbereitungen für die Jubiläumsfeierlichkeiten auf Hochtouren. Die Einrichtungsleiterin der Wohngemeinschaften St. Benedikt, Elke Bauer, und der Einrichtungsleiter der Stiftlandwerkstätten St. Elisabeth, Dr. Karl Kick, wussten das Fest bei ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in guten Händen. Sie sorgten einfach für alles: für das große Festzelt, die Bühne und die Einlagen, für den Shuttlebus von den Werkstätten zu den Wohngemeinschaften, für Parkflächen, für gutes Essen und ganz besonders für offene Türen und ein herzliches Willkommen. So nahmen an der Feier rund 500 Gäste teil, darunter viele Ehrengäste aus der Kommunalpolitik, Partner aus dem Netzwerk Inklusion Tirschenreuth, Vertreter aus der Selbsthilfegruppe für Behinderte und Nichtbehinderte in Tirschenreuth, Eltern und Betreuer.

„Werkstatt und Wohnheim gehören zu unserer Stadt“
Nach einer Begrüßung durch KJF-Direktor Michael Eibl folgte ein Podiumsgespräch mit Ehrengästen, darunter Bezirkstagspräsident Franz Löffler, Landtagsabgeordneter Tobias Reiß und Bürgermeister Roland Grillmeier. Aus dem Werkstattrat kamen Jürgen Lauterbach und aus dem Bewohnerrat Michael Wittmann zu Wort. Bezirkstagspräsident Löffler lobte das Engagement und die Arbeit der beiden KJF-Einrichtungen. „Wenn wir die Einrichtungen nicht hätten, könnten wir unsere Arbeit nicht machen.“ Auch Tobias Reiß stellte den Stellenwert der Einrichtungen für die Gesellschaft heraus. Es sei wichtig, dafür zu sorgen, dass diese Arbeit auch finanziert werde. Seinen Respekt zollte Bürgermeister Roland Grillmeier allen, die über die vielen Jahre hinweg so viel geleistet hatten: „Werkstatt und Wohnheim gehören zu unserer Stadt. Ein tolles Miteinander, auf das wir stolz sein können.“ Roland Grillmeier nahm das Fest gleich zum Anlass für ein Geschenk und überreichte einen 500 Euro-Spendenscheck. Aus der Firma Schott kam Günter Schedl, Manager Production-/ Transportplanning SCHOTT AG, zu Wort. Er bedankte sich für die Qualität der Arbeit in den Stiftlandwerkstätten: „Schnell, flexibel und pragmatisch“, werde dort gearbeitet.

Vor dem Mittagessen im Festzelt ehrten die Einrichtungsleitungen Elke Bauer und Dr. Karl Kick langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Bewohnerinnen und Bewohner. Weiter ging es mit einem unterhaltsamen Programm, an dem die Theatergruppen der Wohngemeinschaften St. Benedikt, die Stadtkapelle Mitterteich, die Werkstätten-Band „The Inclusions“ und die Neidaffer Plattler beteiligt waren. Für Schleckermäuler gab es auf einem Markt bei den Wohngemeinschaften viel Selbstgemachtes, z.B. Liköre, Öle und Marmeladen, Trüffelpralinen, Kartoffelwaffeln und Schokofrüchte.

Guten Grundstein gelegt
Als vor 25 Jahren die Werkstätte der Katholischen Jugendfürsorge (KJF) in Mitterteich entstand, hatten der damalige Direktor und spätere Vorsitzende der KJF, Prälat Dr. Josef Schweiger, und sein Finanzchef Ernst Schödlbauer einiges zu bedenken. Junge Menschen mit Behinderung brauchten vor Ort in der nördlichen Oberpfalz dringend einen passenden Arbeitsplatz. Woher ein Grundstück für eine Betriebsstätte nehmen? Welche Arbeitsangebote machen? Wie an Kunden kommen? Ein Grundstück war bald gefunden und auch der richtige Mann für die Aufbauarbeit: Der gebürtige Mitterteicher Josef Fick. Damit war 1993 ein guter Grundstein gelegt. Bis Oktober 2017 sorgte der Mann der ersten Stunde für die großartige Entwicklung der Stiftlandwerkstätten, die heute zu den großen Arbeitgebern in der Region gehören. „Gerade für Menschen mit Behinderung ist die Teilhabe am Arbeitsleben von besonderer Bedeutung“, stellt der Geschäftsführer der KJF Werkstätten, Hans Horn, heraus. „Aber vielen ist der Zugang zum Arbeitsmarkt aufgrund der Schwere ihrer Behinderung verwehrt. Ihnen garantiert die Stiftlandwerkstätte St. Elisabeth seit 25 Jahren individuelle berufliche Bildung und einen wohnortnahen, passgenauen und sicheren Arbeitsplatz. Gemeinsam mit den Wohngemeinschaften St. Benedikt ermöglichen sie für Menschen mit Behinderung Teilhabe am Leben in unserer Gesellschaft“, so Horn weiter.

„Den Oberpfälzern muss man nicht erklären, was Inklusion ist.“
Weil arbeiten, wohnen und selbstständig leben für jeden Menschen wichtig ist, entstand schon bald nach Inbetriebnahme der Werkstätte der Bedarf an Wohnraum für die jungen Erwachsenen mit Behinderung. So kam es zur Geburtsstunde der Wohngemeinschaften St. Benedikt 5 Jahre später. Was sich im Leben der Menschen verbindet – ihr Arbeitsplatz, ihr Zuhause, ihr soziales Umfeld, das wurde nun auch mit dem Jubiläum gebührend gefeiert. „Immer wenn ich hier bin, spüre ich wie fest verwurzelt die beiden Einrichtungen in der Region sind. Politiker, Betriebe und die Bevölkerung haben ein offenes Herz für Menschen mit Behinderungen und sie unterstützen uns bestens. Den Oberpfälzern muss man nicht erklären was Inklusion ist, sie leben dies einfach“, erklärte KJF-Direktor Michael Eibl.

Arbeit, Bildung und Förderung in der Werkstätte
In den Stiftlandwerkstätten St. Elisabeth kommt dies aktuell 226 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zugute. 72 Fachkräfte sind in den Produktions- und Dienstleistungsbereichen, im pädagogischen Bereich und in der Förderstätte tätig. Wichtiges Standbein des Betriebs ist die Automobilindustrie. Allein für ihren größten Kunden konfektionieren die Stiftlandwerkstätten 800.000 Verbandtaschen pro Jahr. Auch in der Wäscherei und in der Großküche wird viel geleistet. Täglich gehen bis zu 1.700 kg Wäsche durch die Hände der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und rund 1.400 Mittagsmenüs werden direkt zu Kunden geliefert. In der Metallbearbeitung und im Bereich Hauswirtschaft werden darüber hinaus Arbeitsplätze bereitgestellt. „Ein breites Auftragsspektrum sorgt für sichere und vielfältige Arbeitsplätze“, betont Einrichtungsleiter Dr. Karl Kick, „die Stiftlandwerkstätten fördern aber auch die Eingliederung in den allgemeinen Arbeitsmarkt dank der Zusammenarbeit mit verschiedenen Betrieben, die ausgelagerte Arbeitsplätze für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Werkstätten anbieten.“

Die Förderstätte der Stiftlandwerkstätten ist überdies ein wichtiger Ort der Teilhabe für Menschen mit schweren Behinderungen. Sie sind den Arbeitsanforderungen in der Werkstätte nicht gewachsen, können jedoch, gut angeleitet und unterstützt, in dem ihnen möglichen Maß am Gut Arbeit teilhaben. Aktuell wird die im Juni 2005 eingeweihte Förderstätte erweitert und bietet ab Herbst 2019 für insgesamt 36 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bedarfsgerecht die in der Region erforderlichen Plätze.

St. Benedikt - ein schönes Zuhause
In den Wohngemeinschaften St. Benedikt wohnen und leben derzeit in Mitterteich 29 Personen, in Windischeschenbach 24 Personen und in Wiesau 13 Personen. Weitere 8 werden im Ambulant unterstützten Wohnen begleitet, der Wohnform mit dem höchsten Maß an Selbstständigkeit. Die Wohngemeinschaften in Mitterteich verfügen über 25 Einzelzimmer und 4 Rollstuhlfahrerzimmer. 24 barrierefreie Wohnplätze in Windischeschenbach verteilen sich auf zwei Stockwerke des ehemaligen Schwesterhauses, der Deutschordensschwestern. Einzelzimmer mit eigenem Bad oder Nasszelle, mit eigener Küche oder Gemeinschaftsküche, Appartements, aber auch eine Wohnung für 2 Personen – das alles wird angeboten und ist möglich. „Wir möchten, dass St. Benedikt, ein wirkliches Zuhause für unsere Bewohnerinnen und Bewohner ist. Sie sollen bei uns so normal wie möglich leben und arbeiten können, sie sollen glücklich sein und Spaß am Leben haben“, sagt Einrichtungsleiterin Elke Bauer. Und wer die Modenschauen von St. Benedikt, den Ostermarkt oder andere Feste und Aktivitäten der Einrichtung kennt, der weiß und spürt, hier wird Gemeinschaft gelebt, hier ist jeder angenommen, wie er ist.

Für jedes Bedürfnis der passende Platz
„Jeder Mensch bekommt bei uns, was er braucht“, sagte Elke Bauer. Jeder Mensch habe sein eigenes Lebenskonzept und das Selbstverständnis der Einrichtung ist es, dass jeder so leben kann wie er will. Egal, ob Freizeitgestaltung, Partnerschaft oder Arbeitsleben, leitend ist, dass alle Lebensbereiche selbst erschlossen werden. Elke Bauer erinnert sich an einen Bewohner, der den Mofa-Führerschein machen wollte. „Er hat es geschafft“, so Bauer, „ein Mitarbeiter hat ein Jahr lang mit ihm trainiert.“ Hundeprojekt, Angelgruppe, Theatergruppe, Stammtisch „Die lustige Runde“, Pastoral, das Radioteam „Radio sag‘ was“ – so schön, so bunt und vielfältig ist das Leben in St. Benedikt. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind auch regelmäßig mit Kindern, Schülern und anderen Menschen in der Region in Kontakt. Sie wandern gemeinsam oder zeigen Kindern, wie man mit Hunden umgeht.

Text: Christine Allgeyer
Bild: Christine Allgeyer

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